Opel Zafira B OPC
Freitag, 16 Februar 2007
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Opel Zafira B OPC
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Fazit

Am 21. Juni, also genau acht Wochen später, war es endlich so weit. Als ich die Verkaufsräume der Lüthy Garage betrat, sah ich IHN beim Ausgang stehen. Jungfräulich und wunderschön glänzend (nicht den Verkäufer). Nicht, wie damals beim Corrado, bei dessen spartanischer Ausstattung ich die ellenlangen Erklärungen des Verkäufers über die Bedienungselemente als äusserst überflüssig empfand (dazu hatte der unsympathische Typ auf dem Fahrersitz Platz genommen, der unsensible Dödel), war ich diesmal froh, schon im Vorfeld etwas mehr über die verschiedenen Funktionen des Fahrzeuges und seine Besonderheiten zu erfahren. Schliesslich entliess mich der Verkäufer, der sich sichtlich mit mir freute, auch wenn er sich diesen Wagen wahrscheinlich nie kaufen würde, weil er wohl eher zu den vernünftigeren Typen gehört.

Obwohl der Verkäufer auf meine Frage nach der Wagenbehandlung in den nächsten Wochen meinte, die heutigen Fahrzeuge seien schon werksseitig eingefahren, war ich fest entschlossen, meinem Baby, wie all den anderen zuvor auch, die ersten 2'000 Kilometer zu gönnen, um sich an „das Leben auf der Strasse“ zu gewöhnen. Will heissen: nie über 4'500 Umdrehungen und höchstens dreiviertel Gas, alle Gänge fleissig benutzen, später Intervalltraining und Steigerungsläufe einbauen. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man 2'000 Kilometer abgespult hat.



Öffnet man die vorderen Türen, begegnet man gleich dem ersten inneren Indiz, dass man soeben das Gewölbe eines OPC’s betritt: Die Einstiegsleisten sind mit dem blauen Schriftzug auf einer chromfarbenen „Folie“ geschmückt. Dieser findet sich ebenso am Schaltknauf, auf dem Lenkrad und am Tachometer sowie auf den Fussmatten, die sich, für mich eine neue Erfahrung, durch Knopfdruck arretieren lassen. Der Handbremsgriff erinnert an einen Flugzeug-Schubregler: finde ich cool. Die Vordersitze sind mit ihren engen Seitenführungen und den Flanken bei den Schultern eher denen eines Rennwagens ähnlich. Dementsprechend fühlt man sich richtig gut eingepresst.

Die Gangschaltung ist an der Mittelkonsole nach vorne in obere Gefilde gerutscht und deshalb ausgezeichet zu handhaben. Die Konsole selbst ist übersichtlich gestaltet und einfach bedienbar. Den Anzeigeninstrumenten wird zum Vorwurf gemacht, sie seien aufgrund der unterschiedlichen Zahlengrössen und der Farben rot, blau und weiss etwas verspielt geraten und schlecht ablesbar. In der Praxis gewöhnt man sich daran innerhalb weniger Tage. Was ich allerdings als störend empfinde, ist das Fehlen einer Anzeige der Motoröltemperatur. Es ist mir ein Rätsel, warum bei einem 240 PS-Sportvan darauf verzichtet wurde. Will man diese wichtige Anzeige sein Eigen wissen, muss man den Bordcomputer ordern, der mit 460 Franken zu Buche schlägt und meines Erachtens ausserdem eine Reihe von unnötigem Schnickschnack beinhaltet, wie Reifendruckkontrolle, Angaben über Restreichweite und allerlei andere „Analysen“. Das Handschuhfach lässt sich mit Hilfe eines Schiebereglers klimatisieren, was im Sommer der Geniessbarkeit der darin gelagerten Getränke und Esswaren entgegenkommt, auch wenn die Kühlung keine Kühlschranktemperatur erreicht. Die Qualitätsanmutung der verwendeten Materialien im vorderen Teil des Wagens ist hoch, die Kunststoffe wirken stabil und die A-Säule wirkt durch ihre Dicke sehr unfallresistent. Deren Breite schadet allerdings der Sicht nach links vorne und wirkt insbesondere bei schnell gefahrenen Linkskurven etwas störend. Ansonsten ist die Übersicht in alle Richtungen, auch aufgrund der grossen Scheibenflächen und der leicht erhöhten Sitzposition, hervorragend.

Für die Fondpassagiere stehen in zweiter Reihe eine Sitzbank und im hinteren Wagenbereich zwei ausklappbare separate Sitze zur Verfügung. Es können theoretisch neben dem Fahrer sechs Fahrgäste mitreisen. Da der mittige Platz auf der Sitzbank etwas nach vorne ausgepolstert und ziemlich schmal ist, würde ich mir alle Mühe geben, bei längeren Mitfahrgelegenheiten den linken oder rechten Platz zu ergattern. Der Innenraum ist äusserst variabel. So lassen sich durch wenige Handgriffe eine Menge Varianten für den Transport von Personen und Sachen kreieren. Die hintersten beiden Sitze sind komplett im Wagenboden versenkt, was zu einer ebenen Ladefläche führt. Sie wirkten im Selbstversuch bequem, auch wenn ich sie nicht auf Langstreckentauglichkeit getestet habe (man sitzt ja lieber an den zentralen Instrumenten). Ich habe auch den Versuch gewagt, im Fond des Wagens zu schlafen. Sitzfläche der Sitzbank nach oben geklappt, ganze Sitzbank nach vorne geschoben und nix wie rein mit dem Schlafsack. Auch wenn ich mich nicht ganz ausgestreckt hinlegen konnte, habe ich bestens und ohne nachfolgende Rückenprobleme eine gute Nacht verbracht. Diese Tatsache kann auch Mal entscheidend für das Erhalten des Führerscheins sein. 

Die Gurtschnallen baumeln bei Nichtgebrauch etwas hilflos durch die Gegend. Diejenigen der Sitzbank lassen sich nur unbefriedigend in den Schlitzen an den Seitenverkleidungen, die aussehen, als wären sie mit einer Trennscheibe nachträglich angebracht worden, versorgen. In der letzten Sitzreihe übernehmen diese Funktion Magneten, die allerdings nicht immer genug stark zu sein scheinen, die Metallteile der Schnallen fest zu halten.

Im Bereich des Kofferraums empfinde ich die Plastikverkleidungen qualitativ etwas weniger wertig. Sie geben beim Anlehnen schnell nach und wirken billig. Das 140-fränkige FlexOrganizer-Paket empfinde ich ausserdem als DIE Mogelpackung. Ich habe da viel mehr erwartet. Das Ganze besteht aus einem Netz, dass an zwei teleskopartigen Verstrebungen aus Metall vernäht ist. Die Teleskopgestänge werden beidseitig oben und unten an den Seitenwänden fixiert und sollen Einkaufstaschen und andere Utensilien vor dem Herumrutschen bewahren. Abgesehen davon, dass es sich um eine sehr fummelige Angelegenheit handelt, die Stangen zu fixieren, nützen sie bei einer einzigen Einkaufstasche recht wenig. Das zweite Accessoire ist ein Netz, dass man an der Seite an Haltern festmachen kann. Das ist hingegen eine dankbare Einrichtung mit einem anständigen Stauvermögen für Kleinkram, wie beispielsweise eine Flasche Öl, Glasreiniger, Tücher oder andere Kleinteile, die man mitführt. Ich hätte für diesen Preis aber gerne mindestens zwei solche Netze gesehen. In den hinteren Seitenverkleidungen befindet sich anstelle eines Reserverades ein Druckluftgerät zur Füllung des malträtierten Reifens sowie ein Zigarettenstecker, der mit einem Adapter (optional) eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten eröffnet. Die Heckklappe lässt sich durch ein leichtes Ziehen an von aussen unsichtbarer Stelle locker öffnen. Für das Schliessen ist ebenfalls ein Griff unter der Klappe vorhanden, der einem das Anfassen der Klappe von aussen und damit Fingerabdrücke und dreckige Hände erspart. Aufgepasst: Bleibt man im Willen um sachtes Schliessen der Klappe zu lange an dieser Vorrichtung hängen, kann’s weh tun. Apropos: Durch die Van-Bauweise verdreckt das Heck des Fahrzeuges bei Regen schon nach wenigen Metern. Und wenn wir schon bei Dreck sind: Der Motor wird von unten nur mit einer mässig nach hinten gezogener Verkleidung vor Verschmutzung geschützt. Audi beispielsweise macht das „etwas besser“. 

Das serienmässige Radio CD 30 MP3 hat sonnige und Schattenseiten. Der Radioempfang ist im Unterschied zu dem, was ich bisher gekannt habe, extrem gut, und die Sender können mit einem Knopfdruck in Windes Eile der Region angepasst werden. Ausserdem scheinen auch ziemlich weit entfernte Sender sehr gut empfangbar zu sein. Nicht gerade ein Ohrenschmaus sind die Lautsprecher. Insbesondere die hinteren Töpfe, sofern sie diesen Namen überhaupt verdienen, sind sowohl in den Bässen als auch in den Mitteltönern äusserst schwach. Im mittleren Lautstärkenbereich lässt sich mit dieser Anlage trotzdem angemessen Musik hören. Man ist ja nicht mehr 20.



Letzte Aktualisierung ( Freitag, 16 Februar 2007 )