Opel Zafira B OPC
Freitag, 16 Februar 2007
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Opel Zafira B OPC
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Fazit

Aussenrum

Hier ist man selbstverständlich sehr schnell bei der Geschmacksfrage angelangt. Dies beginnt schon bei der Farbe. Für manche scheint Ardenblau etwas gar hell und grell zu sein. Ich finde diese Farbe wunderschön. Je nach den äusseren Bedingungen verändert sie ihre Helligkeit und Intensität. Das Schönste ist natürlich immer ein nächtlicher Tankstellenbesuch bei einer modernen Zapfstelle mit den effektvollen Beleuchtungskörpern, die fast jeden Wagen farblich optimal in Szene setzen. Aus folgenden Gründen stand für mich Ardenblau nie ausser Frage: Die Farbe widerspiegelt wie keine andere das OPC-Image. Ausserdem wirkt der OPC Zafi in schwarz auf mich fast ein wenig zu klobig. Die liebevollen, vielfältigen Konturen des Wagens inklusive die Akzentuierung zwischen den schwarzen Plastikteilen und der übrigen Karosserie gehen meiner Meinung nach etwas verloren. Eine Alternative wäre silbergrau gewesen, doch ich finde nur die wenigsten Autos in silber spannend. Die meisten haben in dieser Farbe wenig Ausstrahlung. Der Zafira zählt meiner visuellen Erfahrung nach dazu. Was die Form angeht, bin ich begeistert. Mir gefällt diese Mischung aus Anmut, Sportlichkeit, brachialen Komponenten und etwas Noblesse, wofür vor allem die in vernünftigem Mass angebrachten Chromleisten und die Seitenlinie verantwortlich zeichnen. Von vorne lacht mich mein Zafi an. Denen, die er nicht so mag, schickt er einen brutalen bösen Blick entgegen. Die Frontpartie ist mitunter etwas vom Geilsten, was es für mich an diesem Auto zu bewundern gibt. Die „Bügelfalte“, welche die beiden Fahrzeughälften entlang der Motorhaube trennt und die dezenten seitlichen Front-Designelemente sowie die rassigen grossen Augen sind einfach immer wieder spannend anzusehen und in ihren Details zu verfolgen. Die Seitenlinie gehört eher in den Bereich eines edlen Limousinenkreuzers mit sportlichem Touch, wofür die wuchtig anmutenden Original-18-Zöller sowie die Linien des Dachs, die chromverzierte Schultergegend und die hinteren Seitenscheiben verantwortlich scheinen. Die hinten und vorne blau lackierten Bremssättel tun ihr Übriges. 19-Zöller wären bestimmt noch ein Ende heisser, aber bei 20-Zöllern (da kommt es bestimmt auf die Form der Felgen an) sieht er fast wieder etwas dünnbeinig aus. Bei der Heckpartie stechen die doppelflutige Auspuffanlage mit ihren trapezförmigen Endrohren sowie die opeltypische Form der Heckscheiben, unten mittig in einen Spitz mündend, dynamisch in die Augen. Und natürlich das Emblem, dass mit Stolz verkünden möchte, woher das Blech kommt. Die hinteren getönten Seitenscheiben und die ebenso gehaltene Heckscheibe geben dem Wagen etwas leicht Verruchtes, Mysteriöses. Ein nettes Gimmick, dass ausserdem Liebe zum Detail zeigt, ist das Röhrchen in der Tankklappe, mit dem man die Reifenventilkappen, ohne dreckige Hände zu bekommen, ab und anschrauben kann. Es gibt also keine Ausreden mehr, den Reifendruck regelmässig zu prüfen.



Herz und Seele

Ein 2 Liter Turbomotor mit der Motorenkennzeichnung Z 20 LEH haucht dem Sportvan 240 PS ein und ist mit verantwortlich für ein Drehmoment von 320 Nm, dass zwischen 2400 und 5000 U/min ansteht. Der Spender kriegt es mit rund 1600 Kilogramm Leergewicht und Frontantrieb zu tun. Dabei liegen 58 Prozent des Gewichts auf den Vorderrädern (beim Astra OPC sind dies beispielsweise fast 65 Prozent, beim Corrado VR6 noch 64 Prozent). Man hört von vielen Seiten, dass der Zafi seine rohe Kraft nicht recht auf die Strasse zu bringen vermag und sich starke Antriebseinflüsse in der Lenkung bemerkbar machen. In der Tat ist es so, dass volle Beschleunigung mit eingeschlagenen Rädern und/oder Nässe das Konzept Vorderradantrieb an seine Grenzen führen. Ansonsten kann ich die Meinung Anderer nicht teilen. Man muss den Wagen zwar in der Spur halten, aber „Spur“ hat bei mir mehr mit Spüren des Fahrzeuges zu tun, als mit nachteiligem Verhalten. Die Lenkung ist meines Erachtens sehr direkt und der Wagen wie auf Schienen steuerbar. Bei Rinnen zieht er allerdings denselben wirklich etwas nach.

Um es deutlich zu artikulieren. Ich hatte zuvor noch nie ein Auto, dass mich derart in den Sitz hineinkatapultieren konnte und mir so viel Spass beschert hat. Während ich vom G60 Corrado (aus berechtigten Gründen oder aus falschen Vorstellungen) etwas enttäuscht war, und der VR6 mich fast zum reinen Cruiser machte, weil er meines Empfindens nach erst ab schweizweit verbotenen 140/150 richtig Spass machte, bin ich nun dort gelandet, wo ich hin wollte. Die Motorcharakteristik und die brachiale Gewalt, welche der Zafira entwickeln kann, stellt beide in den Schatten. Es ist einfach ein tolles Gefühl, jederzeit Leistung pur abrufen zu können. Schon ab knapp 2’000 Touren geht’s los. Allerdings zieht der Wagen nach meinem Gusto erst ab ca. 2600 bis 2700 U/min ultimativ ab. Die Bereiche zwischen 5500 und dem Drehzalbegrenzer brauchte ich bis anhin äusserst selten zu bemühen, nur auf Deutschlandfahrten, deren zwei ich mit dem Zafi schon hinter mich gebracht habe.

Ich möchte bestimmt nicht übertreiben. Zu wenige Autos hab ich bis jetzt über den Asphalt gejagt, als das ich wirklich kompetente Vergleiche heranziehen könnte. Aber nochmals: Das Handling ist ausgezeichnet. Wie auf Schienen lässt sich mein Zafi durch Kurven zirkeln. Diese Eigenschaft hat er nun mit den 17-Zoll-Winterreifen anfänglich etwas eingebüsst, doch durch höheren Reifendruck konnte ich dieses Manko teilweise ausgleichen. Zur Zeit sind dies auf allen Finken 2,8 bar.

Das Auto ist nicht in jeder Sekunde des Betriebs genau „gleich drauf“. Je nachdem, in welcher Situation der rechte Fuss einen Krampf bekommt, setzt der Vortrieb Mal etwas weniger stark, Mal ultimativ mit Hirn-im-Kofferraum-Effekt ein. Ich konnte bis anhin noch keine Regelmässigkeiten erkennen, nach denen ich das Auto unter dem Aspekt Vortrieb/Fahrsituation charakterisieren könnte. Ich arbeite noch daran.

Der Zafi verfügt über eine Sporttaste, welche merkliche Veränderungen im Fahrverhalten mit sich bringt. So wird die Lenkung direkter, das Ansprechverhalten des Motors auf Gasstösse unmittelbarer und das Fahrwerk härter. Die Taste finde ich so genial, dass ich diesen  allheilbringenden Knopf meistens eingeschaltet habe. Durch vier Sekunden langes Drücken der Taste kann man auch das ESP abschalten. Ich habe dies erst einmal und nur kurz gemacht, kann darüber also keine fundierte Meinung abgeben.

Wer rasch beschleunigt, will auch schnell bremsen können. Diese Disziplin erledigt der Zafi mit Bravour. Ich kam bisher glücklicherweise noch nicht in die Verlegenheit, eine Vollbremsung hinlegen zu müssen, aber zweimal in eine Situation, in dem der beherzte Tritt auf’s Bremspedal angesagt war. Das Ding steht in Null komma Nichts. Auch im Normalbetrieb hat man das Gefühl, die Bremsen sind jeder Situation gewachsen. Sie packen richtig direkt und ohne negative Beeinflussung des Fahrzeuges zu. 

Die Schaltung empfinde ich als sehr präzise. Manche finden sie hakelig, ich mag das Gefühl nicht, in einem Teig rum zu rühren, ich liebe es eben knackig. Die Kupplung lässt sich darüber hinaus richtig gefühlvoll bedienen, und so stimmt für mich das Zusammenspiel zwischen Schaltung und Kupplung. 

In gewissen Drehzahlbereichen in entsprechenden Gängen dröhnt der Motor etwas. Überhaupt gehört der Hauptverantwortliche für die Performance nicht zu den Leisesten, was mir aber angesichts der Leistung und des Spassfaktors ziemlich Wurscht ist. Ich höre Triebwerke eben gerne. Ein Leisetreter ist nicht unbedingt mein Ding. Ausserdem hat man ja noch einen 6. Gang.

Ein Manko des Wagens ist der bescheidene 57 Liter-Tank im Zusammenhang mit der Schluckfreudigkeit des Wagens. Man kann schon Mal nach 250 Kilometern eine Tankfüllung durchbringen, was ich anlässlich meines zweiten „Deutschlandbesuches“ unter beinahe permanenten Wolllust- äh… -Volllastbedingungen schaffte. Allerdings bringen hohe Leistung und Bleifüsse bei allen Autos zwangsläufig markante Benzinverbräuche mit sich. Im Normalbetrieb lässt sich Baby Zafira schätzungsweise mit um die zehn Liter auf hundert Kilometer bewegen. Wie gesagt: im Normalbetrieb.  



Letzte Aktualisierung ( Freitag, 16 Februar 2007 )